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Editorial #2

Klare Botschaften und Spielregeln für die Transformation

Stephanie Hackethal, CEO (Bild oben), und Patricia Catanzaro, Leiterin HR-Management, über den Spagat zwischen Veränderung und Stabilität im Kantonsspital Glarus.

 

«Wir konnten in systematisch geleiteten Workshops unser ‹KSGL Ent­wicklungs­pro­gramm Pflege 2025› auf die Beine stellen. Damit einher geht eine umfangreiche Massnahmenplanung. Nun müssen wir in die Umsetzung kommen und vor allem: auch Erfolge feiern.»


Dr. Stephanie Hackethal
CEO und Vorsitzende der Geschäftsleitung

 

 

 

SVG Illustration

 

 

«Wir haben in der Pflege den höchsten Handlungsbedarf, dürfen aber auch den nicht-medizinischen Bereich und die Hotellerie nicht vergessen. Auch dort herrscht erheblicher Fachkräftemangel.»

Patricia Catanzaro
Leiterin HR-Management

 

 

 

 

Das Kantonsspital ist ein Fels in der Brandung des Glarner Gesundheitswesens. Zugleich befindet es sich in einem fundamentalen Umbruch. Diese Transformation ist spannend für die Mitarbeitenden, verunsichert diese aber auch. Dr. Stephanie Hackethal, CEO, und Patricia Catanzaro, Leiterin HR-Management, über die Perspektiven für ein Spital im Aufbruch.


Frau Hackethal, Sie sind als CEO sozusagen der Motor für diese Transformation, die das KSGL und seine Mitarbeitenden bewegt. Wie gehen Sie mit dem Spagat zwischen Verändern und Bewahren um?

SH: Transformation per se ist etwas Positives für ein Unternehmen, davon bin ich überzeugt. Zugleich müssen wir sorgfältig schauen, dass wir die Mitarbeitenden nicht überfordern. Wir müssen sie gezielt in die Veränderungsprozesse einbinden und wichtig ist, dass diese Veränderungen verdaut werden können. Zusätzlich braucht es Inseln der Stabilität, das sind beispielsweise fachliche Heimaten.


Frau Catanzaro, wie lässt sich eine über Jahre gewachsene Kultur weiterentwickeln?

PC: Mit einer Transformation geht immer ein Stück Unsicherheit einher, das macht auch Angst. Umso klarer müssen wir kommunizieren, was verhandelbar ist und was nicht. Es braucht klare Botschaften und Spielregeln. Denn ein entsprechend abgesteckter Rahmen schafft Sicherheit. Das gelingt uns noch nicht immer perfekt.

SH: Ich bin überzeugt, dass der Entwicklungsprozess dann gelingt, wenn wir auch über die Kultur in unserem Hause nachdenken. Da haben wir Handlungsbedarf, nicht zuletzt, weil wir seitens Geschäftsleitung nicht immer vorbildlich agiert haben. Eine gute Transformation setzt Offenheit, Ehrlichkeit und Engagement aller Beteiligten voraus.


Im vergangenen Jahr haben sich vor allem Teams aus dem Bereich Pflege aktiv zu Wort gemeldet und Entlastung am Arbeitsplatz sowie Lohnerhöhungen eingefordert. Dabei haben Pflegende der Chirurgie auch den Berufsverband, den SBK, involviert. Was wurde in diesen Diskussionen konkret erreicht?

SH: Viel, sehr viel sogar. Wir konnten in systematisch geleiteten Workshops unser «KSGL Entwicklungsprogramm Pflege 2025» auf die Beine stellen. Damit einher geht eine umfangreiche Massnahmenplanung. Nun müssen wir in die Umsetzung kommen und vor allem: auch Erfolge feiern.

PC: Dem kann ich nur beipflichten. Parallel dazu haben wir auch die Thematik der Mitarbeitendenzufriedenheit stark vorangetrieben – mit einem sehr umfassenden und ausgewogenen Massnahmenpaket. Ich ermuntere alle Interessierten, sich in Arbeitsgruppen einzubringen. Wir brauchen mehr Botschafter:innen gegen innen für den Wandel in allen Abteilungen.


Neue Fachkräfte zu finden, ist nicht einfach – nicht nur im Glarnerland. Wie gehen Sie vor, dass Sie mehr Nachwuchs, Wieder- oder Quereinsteiger:innen finden?

PC: Wir konzentrieren uns im ersten Schritt vor allem auf die Suche nach Pflegefachkräften mit einem Abschluss einer Höheren Fachschule. Da ist der Pool an sich schon klein, und in unserem Kanton erst recht. Wir haben etliche Vorteile zu bieten: Unser Spital hat eine attraktive Grösse, die Wege sind überschaubar, wir sind familiär. Auf Quer- oder Wiedereinsteiger:innen sind wir bislang nicht direkt zugegangen, das folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Wichtig: Wir haben in der Pflege den höchsten Handlungsbedarf, dürfen aber auch den nicht-medizinischen Bereich und die Hotellerie nicht vergessen. Auch dort herrscht erheblicher Fachkräftemangel.


Das Gesundheitswesen im Glarnerland ist ein Zusammenspiel von verschiedenen Akteuren. Alle sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Wie will sich das Spital noch gezielter mit diesen vernetzen?

SH: Unser Spital ist sich dieser Aufgabe sehr bewusst. Wir stehen im permanenten Dialog mit den anderen Einrichtungen. Was mir besonders wichtig ist, dass wir nie die Patient:innen-Perspektive aus dem Auge verlieren. Gemeinsam müssen wir eine integrierte Versorgung sicherstellen.

PC: Aus Sicht der Rekrutierung neuer Fachkräfte müssen wir uns bewusst über den Kanton hinaus und an unseren Mitbewerber:innen in der Region orientieren. Diese bieten zum Teil ähnliche Profile wie wir an, während andere Versorgungseinrichtungen in unserem Kanton eher andere Berufsbilder suchen und damit nicht unsere unmittelbare Konkurrenz sind.


Letzte Frage: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Projekt zur Stärkung der Pflege, das der Kanton Glarus Ende Januar 2023 gestartet hat?

SH: Wir begrüssen diesen Schritt des Kantons sehr und bringen uns aktiv ein. Als Erstes konzentrieren wir uns gemeinsam auf die Ausbildungsfrage, weil hier für alle der Bedarf und die Hebelwirkung am grössten ist.

PC: Als Partner des Bildungszentrums für Gesundheit und Soziales BZGS Glarus und grösster Arbeitgeber in diesem Sektor helfen wir mit, agile Angebote und Ausbildungsformate zu schaffen, damit Pflegende sozusagen vor der Haustüre neue, auf die Transformation der Branche abgestimmte Berufsprofile entwickeln können.